Kalzium spielt im Körper der Kuh eine bedeutende Rolle. Es ist wichtig bei der Reizweiterleitung von Nerven auf die Muskulatur. Ebenso wird es für die Arbeit der glatten Muskulatur im Magen-Darm-Trakt, des Herzens und der Skelettmuskulatur benötigt. Auch viele Drüsen sind auf Kalzium angewiesen, um Hormone und Sekrete auszuschütten. Ebenso benötigt das Immunsystem Kalzium für die Freisetzung von Botenstoffen. Diese vielfältigen Aufgaben verdeutlichen die entscheidende Rolle, die dieser Mineralstoff bei der Kuh spielt. Bei einem Mangel kann es so nicht nur zu gesundheitlichen, sondern auch zu ökonomischen Problemen kommen.
Was ist Milchfieber und wie kommt es dazu?
Milchfieber, auch Hypokalzämie genannt, wurde erstmals bereits 1793 erwähnt. Es ist bis heute eine der wichtigsten Stoffwechselerkrankungen der Milchkuh.
Milchfieber wird durch einen Kalziummangel im Blut ausgelöst. Mit Ende der Trockenstehzeit muss die Milchkuh ihren Stoffwechsel abrupt von einer Ruhe in eine Hochleistungsphase umstellen. Das heranwachsende Kalb in der Gebärmutter benötigt nur 2 - 10 g Kalzium pro Tag. Im starken Gegensatz zum Einschießen der Milch. Hierbei steigt der Bedarf auf 2-8 g Kalzium pro Liter Biestmilch. Dazu muss die Kuh den Mineralstoff aus allen erreichbaren Quellen heranziehen, wie z.B. aus dem Futter, aber auch aus körpereigenen Reserven, wie aus den Knochen. Kann die Kuh ihren Stoffwechsel nicht schnell genug umstellen, sinkt der Gehalt an Kalzium im Blut ab. Sinkt dieser im Blut unter einen kritischen Wert, entwickelt die Kuh eine Hypokalzämie (bedeutet Kalziumarmut im Blut) und erkrankt an Milchfieber.
Das Absinken des Kalziumspiegels deutet sich etwa zwei Tage vor der Kalbung an. Ein deutlicher Abfall des Blutkalziumspiegels wird in der Regel ab 24h vor der Geburt beobachtet.
Es gibt dabei zwei Ausprägungen des Milchfiebers:
Während das klinische Milchfieber sich in schwerwiegenden Symptomen äußert und zum Tod der Kuh führen kann, ist das versteckte Milchfieber zwar nicht so schwerwiegend, dafür wesentlich weiter verbreiteter. Auch wenn es nicht die fatalen Folgen des klinischen Milchfiebers hat, so bringt es langfristige gesundheitliche und wirtschaftliche Folgen mit sich.
Risikofaktoren für eine Milchfiebererkrankung
Zwar stellt das klinische Milchfieber nur die Spitze des Eisberges dar. Etwa 3-10% der Herde können dennoch auch vom schwerwiegenden, klinischen Milchfieber betroffen sein. Zu den Faktoren die diese Erkrankung begünstigen zählen unter anderem:
- Kühe mit mehr als 2 Laktationen
- Hohe Milchleistung
- Vorausgegangene Milchfiebererkrankung
- Körperkondition (BCS) zur Kalbung > 3,5
- Grasbetonte Fütterung bzw. Futter mit hohem Kalium- und Kalziumgehalt